Maßgenauigkeit & Toleranzen
Maßtoleranzen
Woher stammen die Maßtoleranzen?
Textilen weisen wesentlich höhere erlaubte Abweichungen auf als etwa Produkte aus Metall oder Holz.
- Dies liegt einerseits an den Eigenschaften der verwendeten Fasern. Insbesondere Baumwolle kann als Naturfaser sehr viel Wasser und Luftfeuchtigkeit aufnehmen als auch abgeben. Dies geht immer mit einer Längenänderung der Faser und damit des gesamten Textils einher.
Andererseits sind Textilen je nach deren Konstruktion mehr oder weniger elastisch. - Jede Maschine und vor allem jeder Mensch misst unter unterschiedlicher Spannung. Das führt ebenfalls zwangsweise zu unterschiedlichen Resultaten.
- Das Konfektionieren der Textilien geschieht noch immer manuell. Handarbeit führt stets zu höheren Toleranzen als Arbeit von Maschinen.
Die Maßtoleranzen mit denen zu rechnen ist:
- Schrägverzug: +- 1,5% der Gewebebreite
- Längenabweichung: +- 3%
- Einlaufabweichung: +- 3%
- Massabweichungen bei Textilien in konfektioniertem Zustand: +- 1,5 %
So gehen Sie am besten mit diesen technisch bedingten Toleranzen um:
- Verwenden Sie hochwertige Textilien:
Hochwertige Samte etwa haben im Verhältnis zu billigem Nessel oder Molton eine wesentlich höhere Maßgenauigkeit. - Verwenden Sie Textilien in Falten:
Textilien wurden „erfunden“ und werden produziert um in Falten zu hängen. Die glatte Anwendung von Stoffen - ohne gute und allseitige Ausspannung - ist aus textiler Sicht eigentlich eine unsachgemäße Verwendung. Falten machen Maßabweichungen unsichtbar. Kalkulieren Sie etwas Materialüberbreite ein. - Bei glatt genähten Horizonten:
Legen Sie Ihr Bühnenbild so an, dass die seitlichen Kanten unsichtbar sind. Dort können Sie einerseits Spanneinrichtungen zur Erreichung der Faltenfreiheit unterbringen, andererseits werden dort die Toleranzen „untergebracht“.
Farbtoleranzen
Woher stammen die Farbtoleranzen?
Der Färbe- und Ausrüstungsprozess ist ein sehr komplexer Vorgang bei dem viele Dinge Einfluss auf den Farbausfall haben. Färbereien versuchen diese Parameter genau zu steuern, dennoch gelingt das nur innerhalb technischer Möglichkeiten. Als Resultat erhält man Färbepartien die leicht unterschiedlich sind.
So gehen Sie am besten mit diesen technisch bedingten Toleranzen um:
- Kaufen Sie hochwertige Textilien:
Je hochwertiger die Textilien sind, desto geringer sind die Farbabweichungen. Die Steuerung von Parametern ist teuer und kann bei Billigprodukten nicht oder nur in geringem Maße erfolgen.
Wenn Sie auf hohe Farbtreue angewiesen sind, nehmen Sie bitte gedanklich Abstand von Molton und Nessel und wenden sich hochwertigen Textilien wie Samte und Satins zu. - Verwenden Sie die Textilien in Falten:
Textilien wurden „erfunden“ und werden produziert um in Falten zu hängen. Die glatte Anwendung von Stoffen ist aus textiler Sicht eigentlich eine unsachgemäße Verwendung. Falten machen leichte Farbabweichungen meistens vollkommen unsichtbar. - Verwenden Sie Ihr Bühnenlicht:
Mit farbigen Bühnenlicht können Farbunterschiede oft sehr leicht „weggeleuchtet“ werden. - Sprechen Sie mit Ihrem Berater bei Tüchler:
Wenn dieser über die Anwendung Bescheid weiß, wird er sein bestes tun, passende Stücke aus dem Lager zu nehmen. Wenn wir über eine besondere Anwendung informiert sind, dann werden wir in der Färberei versuchen die handelsüblichen Farbabweichungen deutlich zu unterschreiten.
Das kann allerdings die Lieferzeit verlängern: je geringer die zulässigen Toleranzen sind, desto wahrscheinlicher wird eine Färbepartie nicht passen und es muss erneut gefärbt werden. Nachdem Färben ein sehr zeitintensiver Prozess ist, muss daher genügend Zeit für die Lieferung vorgesehen werden.
Liefertoleranzen
Woher stammen Liefertoleranzen:
Der gesamte Herstellungsprozess von Textilien ist vielstufig und sehr komplex. In jeder einzelnen Produktionsstufe können Fehler entstehen. Diese Fehler müssen zum Teil durch abschneiden des Textils entfernt werden. Dadurch entstehen nicht vorhersehbare Kurzstücke.
Jede Faser - insbesondere aber Naturfasern wie Baumwolle - schrumpfen während des Herstellungsprozesses. Dieser Schrumpfungsprozess ist statistisch eingerechnet - im einzelnen Herstellungsfall wird dieser vom statistischen Wert abweichen.
Aus den oben genannten Gründen entstehen Materialstücke mit unterschiedlichen Längen und es kann vor keinem Herstellungsprozess exakt vorhergesagt werden, wieviele Meter am Ende als fertig verwendbares Produkt vorliegen werden. Dasselbe gilt folglich für die Anzahl an Stücken und deren Stücklängen.
Liefertoleranzen mit denen zu rechnen ist: Über- bzw. Unterlieferungen bis zu max. 15%.
So gehen Sie am besten mit diesen technisch bedingten Toleranzen um:
- Bestellungen von Lagerware: Ihr Tüchler Berater wird die für Sie optimalen Stücklängen aus dem Lager aussuchen und die Lieferabweichung gegen Null halten.
- Bestellungen von Sonderfärbungen oder Sondermengen: Ihr Tüchler Berater wird mit Ihnen gemeinsam die für Sie optimale Bestellmenge ermitteln, sodass Sie Ihren Job einerseits sicher erfüllen können, andererseits aber keine unnötigen Kosten durch zuviel "Übermenge" enstehen.